Vor ein paar Wochen wurde ich gebeten einen Vortrag über den "Menschen in der digitalen Welt - Eine Betrachtung aus psychologischer Sicht" zu halten. Mir ist klar, wie aktuell und relevant dieses Thema ist, und wie es die Art und Weise, wie wir leben, prägt. Viele Menschen interessieren sich dafür, wie digitale Technologien unser Gehirn beeinflussen und welche Auswirkungen dies auf unsere kognitiven Fähigkeiten und unsere mentale Gesundheit hat.
Ich erzählte in diesem Vortrag von meiner Arbeit mit Jugendlichen und darüber, wie wichtig das Thema für deren psychische Gesundheit ist. Jugendliche befinden sich in Stadien der Gehirnentwicklung, in denen Reifungsprozesse noch nicht vollständig abgeschlossen sind. Exzessiver Gebrauch digitaler Medien kann die Struktur und Funktion des Gehirns daher nachhaltig beeinflussen.
Außerdem berichtete ich darüber, wie digitale Medien sich auf die Gedächtnisleistung und die Aufmerksamkeitsspanne auswirken, auf Kommunikations- und Konsumverhalten oder auf Empathiefähigkeit und auf die Stimmung.
Darüber hinaus sprach ich über spannende Entwicklungen von immersiven virtuellen Realitäten, die man beispielsweise in der Behandlung von Angsterkrankungen einsetzt. Konnte man noch vor einigen Jahren nur einfache Objekte virtuell präsentieren, wie z.B. Spinnen zur Behandlung von Spinnenphobien, ist es durch die verbesserten technischen Entwicklungen möglich geworden nun auch komplexere Szenarien abzubilden, wie beispielsweise Interaktionen mit anderen Personen zur Behandlung von sozialen Ängsten. Mittlerweile gibt es Ansätze die Schmerzwahrnehmung im eigenen Körper über virtuelle Realitäten zu steuern oder sich in virtuellen Umgebungen zu bewegen, die Menschen mit ADHS dazu anhalten sollen sich besser zu fokussieren oder impulsive Reaktionen besser zu regulieren.
Wie dem auch sei, irgendwann kam ich im Vortrag an den Punkt, wo ich über künstliche Intelligenz sprach.
Du hast bestimmt schon die Gelegenheit gehabt ChatGPT auszuprobieren. Und möglicherweise ging es dir ähnlich wie mir und du warst erstaunt, was man alles erfahren kann von dem Chatbot. Wieviele Informationen man bekommt und dass man ganze Aufsätze schreiben oder Inhalte von Videotutorials erstellen lassen kann. Und so weiter und so fort. Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos.
Zurück zu meinem Vortrag: Ich konfrontierte mein Publikum an dieser Stelle mit der Feststellung, einen klitzekleinen Teil des vorher Gesehenen und Gehörten mit ChatGPT erstellt zu haben, und forderte es auf zu raten, um welchen Abschnitt es sich handelte. Um es gleich vorwegzunehmen: Keine:r der Teilnehmer:innen lag richtig. (Es war die Info über die Auswirkungen digitaler Medien auf Gedächtnisleistung und Aufmerksamkeitsspanne).
Interessanterweise, wenn man den Chatbot nach Zusammenhängen von Menschen in der digitalen Welt und Psychologie befragt, bekommt man meist Warnungen über potenzielle Gefahren der Mediennutzung:
Oder auch:
Mit anderen Worten: Die künstliche Intelligenz warnt vor sich selbst und vor ihren eigenen Folgen für die psychische Gesundheit.
Außer man fragt explizit nach positiven Effekten:
Nach meinem Vortrag entwickelte sich eine Diskussion unter meinen Zuhörern über ein Abbild dieses Phänomens in der realen Welt: Es scheint entweder Befürworter oder Gegner zu geben. Die eine Seite findet fast ausschließlich positive Effekte der Nutzung digitaler Medien auf den Menschen, die andere Seite fast nur negative Effekte. Das scheint sich auch in vielen wissenschaftlichen Diskussionen durchzuziehen. Dabei wäre eine differenzierte Betrachtung notwendig.
Wie sich zeigt, ist die künstliche Intelligenz nicht frei von dieser Polarisierung, zumindest nicht ChatGPT. Also schauen wir mal, was sich daraus entwickelt.
Und hier ist was der Chatbot darüber sagt, wie wohl die KI unser Gehirn in Zukunft verändern wird:
- Verbesserte Prozesse: KI kann unser Gehirn unterstützen, indem sie Routineaufgaben automatisiert und uns dadurch mehr Zeit gibt um uns auf komplexere Prozesse zu konzentrieren. Dies kann uns dabei helfen unsere kognitiven Fähigkeiten zu verbessern und in der Lage zu sein neue Fähigkeiten schneller zu erlernen.
- Neurowissenschaftliche Forschung: Durch die Vewendung von KI-Technologien kann die Neurowissenschaft beschleunigt und vertieft werden. Dies kann uns dabei helfen ein besseres Verständnis davon zu erlangen, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir es verbessern können.
- Erhöhte Effizienz: KI-Systeme können riesige Datenmengen schneller verarbeiten und analysieren als unser Gehirn. Dies kann uns dabei helfen bessere Entscheidungen zu treffen und unsere Arbeit zu beschleunigen.
- Erweiterte Wahrnehmung: Durch die Verwendung von virtuellen und erweiterten Realitäten kann KI unser Gehirn verändern, indem sie uns neue Erfahrungen ermöglicht und unsere Wahrnehmung erweitert.
- Veränderte Kommunikation: KI-basierte Sprachassistenten und Chatbots können uns dabei helfen effektiver zu kommunizieren und unser Verständnis von Sprache und Schrift zu verbessern.
Während KI viele Vorteile bietet, gibt es auch Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf unser Gehirn und unser Verhalten. Es ist wichtig dass wir uns bewusst mit den Auswirkungen von KI auseinandersetzen und sicherstellen, dass sie verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Alles klar?
Schreibe mir gern, was du über KI denkst.
Diemer, J & Zwanzger, P. Die Entwicklung virtueller Realität als Expositionsverfahren. Nervenarzt 2019, 90:715-723. https://doi.org/10.1007/s00115-019-0678-6
Bild:
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Chatbot-Inhalte und Website von openai.com
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